Respektvoll und weitsichtig
Spaziert man durch die terrassenförmig angelegten Weinberge der Wachau, wähnt man sich manchmal auf Grund der nahezu mediterranen Hitze im viel weiter südlich gelegenen Europa. Unter diesen klimatisch besonderen Bedingungen reift der Wein genauso gut wie die Marillen und sogar das orientalisch anmutende Edelgewürz Safran entwickelt dort ihre Blüte. Von Dort aus – musikalisch und biographisch verwurzelt – projizieren sich sieben junge Musiker in die Welt, bestechen durch ihre künstlerische Weitsicht und innovative Tonsprache. Ihr Publikum entführen sie in Skandinavische Sagenwelten, Alpenländische Bergketten oder ins Metropolitan Museum, tanzen filigran beschuht auf Ballettbühnen oder mit zusammengebunden Waden auf brachialen Innviertler Tanzböden. Entlang verwunschener Klangpfade schreitet das siebenköpfige Bläserensemble dann voran, geleitet durch akustische Berg- und Tallandschaften, ohne an musikalische oder ethnographische Grenzen zu stoßen.
Seit seiner Gründung 2004 stetig musikalisch gereift, entwickelt Federspiel – zunächst aus Rücksicht auf sein einziges Holzblasinstrument – eine transparentere, klanglich vielschichtigere Tonsprache als so manch andere Brass-Band. Als künstlerisches Schwergewicht mit federleichten Kompositionen im Gepäck bespielt das Ensemble längst die etabliertesten Konzertbühnen weltweit, darunter der Goldene Saal des Wiener Musikvereins, die Berliner Philharmonie, die Hamburger Elbphilharmonie, das Vancouver Island Music Festival oder die Stanford University.
Pioniergeistig und dennoch stets voller Respekt begibt sich Federspiel in traditionelle Gefilde, verwebt Anklänge aus der ungarischen oder mexikanischen Musiktradition mit alpenländischem Repertoire, perkussive Spielweisen mit elektronischen Klängen, um etwas Neues zu kreieren – zeitgenössische Musik, die sich ebenso ehrfürchtig vor ihrer Vergangenheit verneigt, wie sie sich mutig in die Zukunft entwirft
Laura Wösch
Sagen Sie ruhig Blaskapelle!
- Oft einmal denkt, wer „Blaskapelle“ hört, an bierschwangere Frühschoppen mit wenig Eleganz. Daran garantiert unschuldig sind jedenfalls die Herren von Federspiel - die sind nämlich, sagen Sie’s ruhig: eine Blaskapelle- aber eine der Extraklasse, die, elegant wie wenig Sonstiges, Volksmusik aus Österreich, seinen Nachbarländern und darüber hinaus in ihrem Spiel vereint.
- Autor: Felix Jurecek
Tausende Male holen wir Atem.
- Tausende Male holen wir Atem, lassen Wörter los, vollenden Sätze, sprechen weiter, gedankenlos und nebenbei. Manchmal aber, holen wir anders Atem. Dann staunen wir vielleicht und schweigen, weil da jemand Atem holt, ihn in Trichter und Ventile bläst wie tausend Andere zuvor, dennoch ist alles anders. Dann hören und staunen wir, dann spielt Federspiel die andere Blasmusik.
- Autor: Felix Jurecek